Freiwilligenarbeit in Nepal - Erfahrungsbericht
In Asien muss man spontan sein
(von Martha, 02.01.2020)
Ich war zusammen mit meinem Partner für zwei Wochen im Kinderheim in Pokhara in Nepal. Wir waren zunächst etwas skeptisch, da wir ein Pärchen sind, da wir mit Anfang 30 deutlich älter sind als die meisten Freiwilligen und da wir so gut wie keine Erfahrung mit Kindern hatten. Wie sich herausstellte, war das alles jedoch überhaupt kein Problem! Als wir in Kathmandu gelandet sind, dachten wir wir würden direkt weiter nach Pokhara reisen. Unsere Kontaktperson brachte uns jedoch in das Guesthouse seiner Familie, wo wir uns erstmal zwei Tage akklimatisieren sollten. Anders als wir dachten, aber gar kein Problem. In Asien muss man generell etwas spontaner unterwegs sein :)
Nach zwei Tagen fuhren wir dann mit einem Tourist Bus nach Pokhara - eine etwas holprige Fahrt, die jedoch sehr interessant war, da man so das Leben der Nepalesen abseits des Tourismus sehen konnte.
Im Kinderheim angekommen, wurden wir nett begrüßt, haben eine Einweisung bekommen und wurden erstmal mit den Regeln vertraut gemacht. Und dann ging es auch schon direkt los mit den Kindern :)
Generell sah unser Tag so aus: 6:15 Uhr aufstehen, 7 Uhr die erste Gruppe Kinder zum Bus bringen, 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr die Kindergarten- und Grundschulkinder zu Kindergarten/Schule bringen, Gemüse für das Mittagessen schnibbeln, 11-15 Uhr Freizeit, 15 Uhr Gemüse fürs Abendessen schnibbeln (für ca. 90 Personen), 16 Uhr die Kinder wieder von der Schule abholen, anschließend spielen und bei Hausaufgaben helfen, 18 Uhr eine halbe Stunde Spiele/Tänze für die Kleinen betreuen/organisieren, 19 Uhr Essensausgabe, 20 Uhr Dinner und ab ins Bett :)
In dem Heim gab es zu unserem Zeitpunkt 86 Kinder im Alter von 3-20 Jahren, die alle aus dem Bergdorf Mustang kommen und ihre Eltern nur einmal im Jahr sehen. Wir Freiwilligen waren in der ersten Woche zu dritt und in der zweiten Woche zu viert (3 Deutsche, 1 Dänin).
Die Kinder waren alle super lieb. Vor allem die kleinen Kinder haben sich von der ersten Sekunde an auf uns gestürzt :) Die Älteren brauchten etwa eine Woche, um sich zu öffnen. Dann entstanden aber sehr interessante Gespräche, vor allem über unsere verschiedenen Kulturen.
Die Kinder in dem Kinderheim sind unfassbar offen, witzig, hilfsbereit, selbstständig, diszipliniert und einfach glücklich mit dem was sie haben. Es war sehr leicht für uns, gut mit ihnen auszukommen!
Kürzer als zwei Wochen würden wir generell nicht bleiben, da man sonst die Kinder nicht richtig kennen lernt. Bleibt man länger als zwei Wochen, beginnt man eine engere Bindung zu den Kindern aufzubauen.
Da man tagsüber doch sehr viel Freizeit hat und es irgendwann in Pokhara nicht mehr so viel zu sehen gibt, würden wir dieses Projekt (für einen längeren Zeitraum als zwei Wochen) eher Freiwilligen empfehlen, die sich auch in ihrer Freizeit den Kindern bzw. dem Kinderheim widmen und sich kreativ ausleben (beispielsweise Spiele, Tänze oder Projekte ausdenken). Die Heimleiterin war sehr darauf bedacht, dass man sich ein Projekt für die Kinder überlegt, was über mehrere Tage geht. Eine ehemalige Freiwillige aus Spanien hatte die Teenager beispielsweise über Menstruation aufgeklärt. Da wir vorher nicht wussten, dass man ein Projekt machen sollte und so spontan auch schlecht was vorbereiten konnten, hatten wir dann an einem Feiertag ein Tuch mit den Handabdrücken und Unterschriften aller Kinder und Helfer kreiert, was anschließend im Kinderheim aufgehängt wurde und den Kindern großen Spaß bereitet hatte.
Die Kinder sind uns selbst in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und ihre positive Art hat uns sehr beeindruckt! Sie haben uns dadurch sehr zum Nachdenken gebracht. Wir haben in dieser Zeit einiges über uns selbst gelernt.
Wir wünschen den Kindern nur das Allerbeste für die Zukunft und hoffen, dass wir sie vielleicht einmal wiedersehen! :)