Freiwilligenarbeit in Kamerun - Erfahrungsbericht

Mein Einsatz im Kinderheim in Kamerun

(von Roseli, 16.03.2015)

Ich habe die letzten 6 Monate in einem Waisenheim in Kamerun, am Rande des Städtchens Mbengwi verbracht. Dort hatte ich die Aufgabe, mich um die im Heim lebenden Kinder zu kümmern und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Das Heim lag sehr abgelegen zwischen Hügeln und bestand aus einem größeren Gebäude für die Kinder und einem Kleinerem, in dem der Heim-Direktor wohnte und Gäste untergebracht wurden.

Ich teilte mir mit einer zweiten Freiwilligen im "guest-house" ein kleines Zimmer, ein Bad und eine Küche mit Gasherd. Es wohnten ca 20 Kinder (ab und zu gab es Wechsel) im Heim, die sich auf vier Zimmer verteilten. Für sie gab es ein Plumsklo und gekocht wurde draußen, über dem Feuer. Die Zimmer waren in sehr schlechtem Zustand und nur mit dem allernötigsten ausgestattet, was einen im ersten Moment ziemlich schockierte.

Mein Tag begann meist damit, dass wir unsere drei Kleinsten badeten und anzogen und uns dann etwas zu Essen bereiteten. Anschließend wuschen wir die Wäsche der Kinder die das noch nicht selbst erledigen konnten und unsere eigenen Sachen. Häufig wuschen wir auch das Bettzeug der jüngeren Kinder oder ihre Kleidung um ihnen zu helfen. Es wurde schon von den Kleinsten erwartet, ihre gesamten Sachen alleine in Ordnung zu halten. Meistens verbrachte man so den gesamten Vormittag, da das Waschen mit der Hand (mit kaltem Wasser und Kernseife) recht zeitaufwendig war.

Um die Mittagszeit herum kamen die jüngeren Kinder aus der Primery-School zurück. Die Ältesten kamen etwas später, am Nachmittag aus der Secundary-School nach Hause. Zum Spielen war dann erst mal wenig Zeit, da die Kinder für fast alles in ihrem Leben selbst sorgen mussten. Wir fingen also an zu kochen (sofern es etwas zu essen gab), das Geschirr abzuwaschen, Feuerholz zu suchen oder Wasser vom Fluss zu holen. Das Wasser lief in diesen 6 Monaten leider kaum, weswegen das Wasserholen eine tägliche mühselige Tätigkeit wurde. Die Kinder waren komplett dafür zuständig, das, für alle benötigte Wasser, zu holen und darauf zu achten, dass immer welches vorhanden war. Bevor es zu dunkel wurde,gingen wir häufig auf das benachbarte Spielfeld und spielten Fußball oder Rememberball. Abends wurde dann gemeinsam gesungen und wir halfen den Kindern bei ihren Hausaufgaben oder versuchten so mit ihnen zu lernen.

Das war schwierig, da es im Gebäude der Kinder nur eine Glühbirne gab und auch keine Stühle, um am Tisch zu sitzen und zu schreiben, etc.Gerne malten sie auch oder spielten kleine Spiele,.Als einmal der Strom länger ausfiel, kamen wir auf Verstecken im Dunkeln, was die dunklen Abende irgendwie überbrückte. Für die Wochenenden dachten wir uns ,wenn die Kinder keine größeren Arbeitsaufträge (z.B. Feldarbeiten, Holzholen, u.a.) hatten, umfangreichere Spiele aus oder unternahmen Ausflüge. Wir wanderten beispielsweise zu einem Wasserfall in der Nähe oder unternahmen Picknicks auf den benachbarten Hügeln. Die Kinder waren immer sehr offen für neue Sachen und probierten alles voller Elan aus, weswegen es auch sehr viel Spaß machte, solche Dinge für sie zu planen.

Es war nicht immer leicht, mit anzusehen, dass die Kinder wirklich alles selber meistern mussten und immer für alles zur Verantwortung gezogen wurden. Für um so wichtiger halte ich die Rolle der Freiwilligen, die im Waisenheim arbeiten. Die Kinder kamen mit sämtlichen Problemen zu uns und nicht nur einmal habe ich mich gefragt, was ohne uns gewesen wäre. Dinge, die nicht unbedingt als "überlebenswichtig" galten, mussten wir für die Kinder von unserem eigenen Geld kaufen oder sie bekamen sie halt nicht (z.B. Hygieneartikel für die Mädchen, Medikamente, Flipflops, Zahnbürsten, Glühbirnen, Seife, Hefte etc. ). Als kritischen Punkt muss ich anmerken, dass die finanzielle Mehrbelastung eventuell im Vorfeld besser kommuniziert werden müssten. Am allerwichtigsten war allerdings die Tatsache, dass die Kinder in ihrem Leben meiner Meinung nach nur wenig Liebe erfahren und wir eine sehr wichtige Rolle dabei spielten ihnen diese zu zeigen. Schläge gehören zur leider noch zur Tagesordnung bei den Kindern in Kamerun. Auch versuchten wir zu vermitteln, liebevoll und respektvoll miteinander umzugehen und Natur und Tiere zu respektieren, was angesichts der ganz elementaren Bedürfnisse dieser Kinder nicht einfach ist.

Insgesamt habe ich in diesen sechs Monaten eine extreme und faszinierende Lebenserfahrung gemacht! Ich weiß, dass ich für die Kinder vorort sehr wichtig war und ich ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten viel Unterstützung geben könnte. Es ist erstaunlich, mit wieviel positivem Elan die Kinder ihr hartes Leben meistern und ich denke noch jetzt an das Lächeln eines jeden Kindes, wenn es durch kleine Gesten glücklich gemacht werden konnte. Deswegen habe ich den Rückweg auch mit sehr gemischten Gefühlen angetreten.


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