Freiwilligenarbeit in Kambodscha - Erfahrungsbericht

Ein Leben in Kambodscha - Es hätte schöner nicht sein können

(von Alena, 12.01.2017)

Ich nahm Teil am Programm “Grundschullehrerassistent an einer Montessorischule” 30km suedlich der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Ich kam zusammen mit meiner besten Freundin an, aber es ist absolut nicht notwendig, sich krampfhaft einen Reisepartner zu suchen, man bekommt alles ganz easy alleine hin. Mein Aufenthalt dort erstreckte sich von Anfang September bis Ende Dezember 2016 (was im Nachhinein doch etwas kurz war) und zaehlt rueckblickend zu einer der schoensten Zeiten meines bisherigen Lebens.

Ich entschied mich dazu, den Freiwilligendienst im Zeitraum zwischen Abitur und Studium anzutreten und bin der Meinung, dass dies auch der perfekte Zeitpunkt war. Jetzt aber mal zum wichtigen Teil, den Infos ueber das Programm!  

Die Schule steht ruhig gelegen mitten in der Provinz zwischen einigen Palmen und Doerfern, aus denen auch der Grossteil der Schueler stammt. Ein Bus bringt jeden Morgen eine beschauliche Gruppe von Phnom Penh- Kindern an die Schule. Plaudern und Laestern mit den Kindern zum “Chu Chu TV”-Gedudel waehrend der ca. 2h-langen Busfahrten sind eine meiner schoensten Erinnerungen an meinen Aufenthalt, da es immer etwas zu lachen gab.

Da nur 80 Prozent der insgesamt 180 Schueler die Schulgebuehren zahlen koennen hat die Organisation konstant mit Finanzierungsproblemen zu kaempfen. Trotz einiger Sponsoren kann sich die Schule nur muehsam ueber Wasser halten, weshalb die Mitarbeit von Volunteers sehr wichtig fuer das Projekt ist. Ich kann an diesem Punkt nur jeden ermutigen, sich fuer dieses Projekt zu entscheiden, da dieser einzigartige Ort die einzige Chance auf Bildung fuer die meisten ihrer Schueler ist. Dieses Projekt darf nicht scheitern, bevor es ueberhaupt richtig Fuss gefasst hat!

Bei Ankunft an der Schule faellt einem erstmal das grossartige Gelaende auf: viele Gruenflaechen, ein Basketball-, Tennis- and Fussballcourt, ein Skatepark und eine tolle Poolanlage machen diesen Ort zum perfekten Zusammenspiel zwischen freiem Lernen und Spiel und Spass. Neben der Nursery steht das Volunteerhouse, in dem immer ca. 10 Volunteers unter einem Dach wohnen. Der Aufenthaltsraum mich angebauter Kueche ist gleichzeitig (zum Bedauern Mancher) auch Durchgang zum 2min weitergelegenen Kiosk, weshalb oefters Worker und vor allem Kinder einfach durchmarschieren. Es ist aber ein gute Idee, solche Dinge einfach mit Humor zu nehmen und das enge Zusammenleben mit den Locals zu geniessen.

Geschlafen wird auf pritschenartigen Betten unter (bitter noetigen) Moskitonetzen, gewaschen wird die Waesche in Zubern von Hand und geduscht wird entweder in einem der 2 Duschen oder auf dem Waschplatz mit dem Gartenschlauch. Machmal gibt es Strom- und Wasseraufaelle, aber die Regeln sich in der Regel nach spaetesten 1-2 Tagen. Anfangs sind die anderen Lebensumstaende vielleicht noch neu oder unangenehm, aber man lebt sich schnell ein und lernt, das Beste aus den Dingen zu machen und das unkomplizierte Leben zu geniessen.

Essen kann man fuer 2.50 USD im Projekt (das Essen der Koechin Lyn schmeckt einfach immer) oder man faehrt mit dem Fahrrad oder trampt zum nahegelegenen Markt und kocht sich selber im Volunteerhouse. Da legt man auch mal zusammen und es kann sein, dass man einen Riesentopf Kartoffeln oder Spaghetti fuer 5 Leute kocht oder alle zusammen legen, damit man an Weihnachten Schokopudding essen kann. Man lernt auf jeden fall, kreativ mit dem Essen umzugehen und sich neue Rezepte auszudenken. Die beliebtesten Essen waren jdoch Spaghetti mit Tomatensauce, Gemuesepfanne, Instantnudeln und Baguette.

Eine besonders wichtige Lebenslektion habe ich auf jeden Fall gelernt in meinen 4 Monaten im Volunteerhouse: Egal wie schwierig das Zusammenleben mit anderen Leuten sein mag: mit Ehrlichkeit, Bemuehen und Hoeflichkeit ist ein grosser Schritt getan. Auch wenn sich die Volunteers waehrend meines Aufenthaltes erstmal in 2 Guppen gesplittet haben war die Stimmung gegen Ende wirklich gut und ich werde das Zusammenleben auch in guter Erinnerung behalten: Also, Leute: Nicht aufgeben! ;)

Das Khmer Personal der Schule war  sehr nett und man findet schnell Freunde unter den Workern und den Lehrern, wenn man sich etwas bemueht. Die Leute sind stets hilfsbereit und die beiden Koechinnen sind immer zur Hilfe bereit, wenn man zum Beispiel seine Kleidung naehen muss oder einen neuen Haarschnitt braucht.

An der Schule war ich als Arts&Ceafts Teacher und Sport-&Schwimmlehrer eingestellt. Der Tag beginnt (offiziell) um 7.30 mit Morningsport bis 8.30, dann wird bis 15.30 unterrichtet (MIttagspause und ggf. Freistunden included) und von 16.15 bis 17.00 wurden die Worker von uns in Englisch unterrichtet. Der Workersunterricht konnte manchmal frustrierend sein, aber meistens wurde einfach nur viel gelacht, man hat super Kontakte geknuepft und es wurden clevere Wege erfunden, sich trotz der enormen Sprachbarriere zu verstaendigen.

Ein paar andere der Volunteers und ich haben und auch ein paar Mal abends am Steg neben dem Seeufer mit den Workern auf ein Bier getroffen und die Stimmung war immer super. So kam es auch, dass ich die Schule mit ganz guten Khmer-Kenntnissen verliess (was extrem hilfreich beim Reisen in weniger touristischen Gebieten und auf den lokalen Maerkten ist). Viel Freizeit bleibt einem zugegeben nicht am Ende vom Tag (da es um halb 6 auch schon dunkel wird), aber die Zeit, die man hat kann man super in den Haengematten am Seeufer oder beim Fussballspielen und Skaten mit den Kindern verbringen.

Die kambodschanischen Kinder habe ich seit dem ersten Tag ins Herz geschlossen. Die breiten Grinsen beim Fussballspielen und das frohe Gejodel wenn man Skaten als heutiges Unterrichtsthema ankuendigt lassen einem wirklich das Herz schmelzen. Es ist das schoenste Gefuehl der Welt, von den Maedchen an den Haenden quer uebers Schulgelaende gezogen zu werden oder von den Jungs ausgelacht zu werden, weil man einfach der schlechteste Spieler auf dem Fussballplatz ist und schon wieder einen Ball verhauen hat. Aber wie suess dich die Kleinen aus ihren grossen Kulleraugen anschauen, Durchgreifen ist vor allem in seinen ersten Wochen sehr wichtig, da einem die Kinder sonst schnell mal auf der Nase rumtanzen. Auch wenn einem manchmal echt die Nerven blank liegen, man muss es einfach weiter versuchen und darf nicht aufgeben. Wenn man mit Verstaendnis und Geduld an die Sache rangeht dann schafft man es auch, den faulsten Ruhestoerer zum Zeichnen zu begeistern.

Am Wochenende sind wir meistens nach Phnom Penh gefahren, haben dort auch schnell Freunde gefunden und verbrachten die Tage in unserem Stammhostel Blue Dog Guesthouse (defintiv zum Relaxen zu empfehlen) oder im Mad Monkey und auf den localen Maerkten. Es gibt auch einige gute Clubs und Bars, die meisten im BKK1 District (Club Love, Top Banana, the Mad Monkey Bar, Tusk Bar) oder 10min Tuktukfahrt davon entfernt (Pontoon und Madhouse). Das Weggehen hier ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert. Das Relaxen auf dem Schulgelaende  am Wochenendeist allerdings auch super, da die Location des Leisure Centers wie gesagt zur Entspannung einlaedt.

In den 2 Schulferien (insg. 3.5 Wochen) die wir hier hatten, sind wir nach Siem Reap, Sihanoukville, Koh Rong, Kampot Samloem und Koh Kong gefahren. Die Ferienzeit eignet sich also gut zum Rumreisen, wobei man Staedte wie z.B. Battambang auch an einem Wochenende besuchen kann. Was dieses Programm so einzigartig macht ist die Naehe, mit der man mit den Einheimischen lebt und vor allem der beachtliche Kontakt mit den Kindern. Auch die Abgeschottenheit von jeglicher westlichen Zivilisation ist eine neue Erfahrung bei der man lernt, sein eigenes Leben viel mehr zu schaetzen. Die Moeglichkeit, um mit Besuchen der Hauptstadt doch auch mal einem westlicheren Leben nach zugehen ist auch super und ich hab die Abwechslung am Wochenende sehr genossen.

Das Programm war die beste Wahl, die ich haette treffen koennen und ich bin saumaessig froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich hoffe ich konnte mit diesem Bericht einige von euch ueberzeugen, sich fuer dieses Projekt zu entscheiden!

“10 outta 10, would do again!!!”

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