Freiwilligenarbeit in Togo - Erfahrungsbericht

Mein Einsatz in Togo

(von Justin, Kpalimé, Togo, 25.10.2013)

Im Landeanflug auf Lomé haben wir noch etwas Licht und man kann einen kleinen Eindruck von der Landschaft gewinnen, auch wenn man diesen dann nur schwer verarbeiten kann. Es ist erst mal einfach anders (man erkennt die Lehmstraßen und die kleinen Dörfer), aber dann ebenso beeindruckend. Ich merke zum ersten mal, dass ich doch ganz wo anders ist. Genau das ist es, wofür ich mich entschieden habe, ein halbes Jahr Freiwilligendienst in Kpalimé, Togo. Dort werde ich mich in Schulen als Lehrer versuchen, kurz nach dem Abitur könnte das noch klappen.

Am Flughafen heißt es dann warten, bis man aus dem Flieger hinaus kommt. Draußen dann, wird es zunächst warm und dann ziemlich schwül. Ich komme mir fast wie in einer leichten Sauna vor, obwohl es schon dunkel ist. Die Ankunftshalle mit Zoll und Passkontrolle ist sehr klein, aber besitzt immerhin zwei Laufbänder für das Gepäck, auch wenn nicht dran steht aus welchem Flieger das Gepäck gerade kommt. In Anbetracht des Flugaufkommens aber nicht so schlimm. Nach dem etwas schwierigeren Verständnis mit dem Zoll (ich hatte nämlich kein Französisch in der Schule, nur einen kleinen Kurs an der Volkshochschule), sehe ich schon ein Schild mit dem Welt-Sicht Logo und der Mann darunter scheint mich auch schon von meinem Bewerbungsfoto her zu erkennen, er ist der Leiter der Partnerorganisation vor Ort. Ich werde sogar auf deutsch begrüßt, danach komme ich mit Englisch ganz gut weiter.

Von Lomé geht es nach Kpalimé mit Mototaxis und Autotaxis, wobei man natürlich kein Vergleich zu den deutschen Standards machen darf (Straßenqualität, Vorfahrtsregel, Straßenschilder u.ä. existieren kaum oder gar nicht). Nach gut zwei Stunden sind wir da, die erste Nacht verbringe ich im Haus des Leiters der Partner-NGO (Non Govermental Organisation), welches auch gleichzeitig das Büro für die freiwilligen Mitarbeiter ist. Allerdings ist es auch schon spät Abends, so wird nur schnell etwas gegessen und der verdiente Schlaf wartet.

Am nächsten Tag lernen ich zwei andere Freiwillige kennen und ziehe zu der Familie, bei der ich für das nächste halbe Jahr Zuhause bin. Auch dort werde ich sehr freundlich aufgenommen und erhalte ein eigenes Zimmer mit kleinem Bad. Problematisch ist zunächst nur die Verständigung, da in der Familie nur Französisch und Ewe (die Sprache Süd-Togos) gesprochen wird, weswegen ich fast immer mit Wörterbuch unterwegs bin.

Der dritte Tag bricht an und ich lernen meine erste Arbeitsstelle kennen, eine kleine Schule, die in etwa der deutschen Grundschule entspricht, welche hier allerdings noch zwei Jahre länger geht, bevor die Kinder dann auf die weiterführenden Schulen wechseln. Einer der Lehrer ist in meinem Alter und hat auch gerade sein Abitur gemacht, unter anderem in Deutsch, sodass die Kommunikation erleichtert wird. Trotzdem merke ich, dass ich hier Französisch brauche, doch auch da lassen sich schon Fortschritte feststellen.

Die nächsten Tage gehe ich morgens zur Schule, die findet trotz Ferien fast normal statt, passe im Französischunterricht gut auf und kann auch in anderen Fächern schon etwas mitwirken.

Häufig wird in der letzte Stunde draußen eine Spielstunde gemacht und ich werde von so ziemlich jedem Kind an die Hand genommen und in den Gruppenkreis gestellt, wo ich dann doch ein Spiel oder Lied zeigen soll. Da mir gerade nur ein Lied einfällt lege ich los: „Frère Jacques, frère Jacques...“ Es scheint gut anzukommen, sodass bald alle mitsingen und wir sogar die Kanon Version versuchen, allerdings war das bei der Gruppenstärke eher schwierig.

Nach der Schule gehe ich erst nach Hause um etwas zu Mittag zu essen, was hier auch zwölf Uhr bedeutet. Danach lege ich mich auf meinem Zimmer hin, denn draußen ist es zu warm um etwas zu unternehmen. Später gehe ich dann noch zu dem Organisationshaus um ein wenig am Laptop zu arbeiten, sprich mit der Heimat in Kontakt bleiben und Texte wie diesen hier schreiben.

Im weiteren Verlauf der Woche werde ich im Mathematikunterricht eingesetzt, was auch ganz gut funktioniert, da ich dabei nicht viel Französisch brauche. Ich stelle fest, dass der Wissenstand hier auf einem schon auf einem ganz guten Niveau ist, nur die Lernmethoden sind noch etwas anders. Z.B. wird noch viel mehr auswendig gelernt, die Lehrer gehen mit den Schülern viel lockerer um, fast als wären alle in einer großen Familie, wo aber auch mal ein kleines Kläppschen verteilt wird, wenn die Hausaufgaben nicht gemacht wurden (keine Sorge, die sind mehr symbolisch und die Kinder lachen darüber).

Ich finde mich so nach und nach ein, lerne neue Freunde kennen (sowohl Freiwillige als auch Einheimische), gewöhne mich an die Umgebung und an das Essen. Letzteres besteht hier größten Teils aus Knollen, wie Maniok oder Yams. Hinzu kommen bekannte Sachen, als da wären Reis, Spaghetti, Couscous und Mais. Bei Fisch und Fleisch muss man nur ein wenig auf Gräten und Knochen achten. Die Gerichte sind meist scharf (für mich zum Glück kein Problem) und von der Konsistenz her etwas gewöhnungsbedürftig, aber das meiste kann man essen.

Zur Hygiene lässt sich sagen, dass man da schon ein wenig abgehärtet sein sollte, aber mein Essen wird gekocht und mein Trinkwasser kommt aus Plastikbeuteln, sodass ich bisher noch keine größeren Probleme hatte.

Da ein anderer Freiwilliger nur noch zwei Wochen hier ist, wollte dieser eine Reise durch Togo machen, zu der er mich eingeladen hat. Ich lasse mir das nicht entgehen und kann direkt schon mal die unterschiedlichen Landschaften hier kennen lernen, was sehr beeindruckend war. Die Straßen machen es zwar etwas holpriger, da eigentlich nur die Nord-Süd-Straße halbwegs vernünftig geteert ist, aber es ist dafür nur umso spannender.

Alles in allem scheint es ein aufregendes halbes Jahr zu werden und ich denke, ich werde die Zeit genießen können und ganz sicher nicht vergessen.

 

 

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