Freiwilligenarbeit in Kenia - Erfahrungsbericht

Meine Unterstützung für benachteiligte Kinder

(von Tamara, 11.10.2014)

Seit ich 13 oder 14 bin hatte ich diese Idee, einen Freiwilligendienst in Afrika zu machen. Ich war einfach neugierig auf diesen Kontinent und auf ein Leben, dass doch recht anders war als unseres. Lange hatte sich nie die Gelegenheit ergeben, aber dieses Jahr, quasi als Geschenk an mich zu meinem 30. Geburtstag, war es endlich soweit, 3 Wochen in Kenia sollten es werden, laut Projektbeschreibung in einem Kinderheim.

 Ca. zwei Monate bevor es losging nahm ich Kontakt zu meiner Ansprechpartnerin in Kenia auf. Sie sollte auch meine Gastmutter werden. Sie informierte mich dann darüber, dass ich in einem Heim für behinderte Kinder mitarbeiten sollte. Ich habe kaum Erfahrung auf diesem Gebiet und hätte mir das Projekt vermutlich auch nicht ausgesucht, wenn die Beschreibung genauer gewesen wäre, aber ich nahm es halt als gegeben hin, es würde schon klappen.

Als ich ankam, gab es unheimlich viele Eindrücke, die auf mich einprasselten. Der Weg vom Flughafen zu Magret war voller spannender Bilder. Dort angekommen wurde ich herzlich empfangen. Den ersten Tag verbrachte ich damit, das Haus und die Umgebung zu erkunden und mich etwas auszuruhen.

Am nächsten Tag ging es dann los ins Projekt, Compassionated Hands for the disabled. Auch dort wurde ich herzlich empfangen von der Direktorin Anne und von ihrer Stellvertreterin Abigail. Die erste Führung durch die Einrichtung schockte mich aber schon etwas, der erste Schlafsaal, den wir besuchten, war nämlich nur eine Blechbaracke ohne festen Boden und ohne Glas in den Fenstern. Dort standen zahlreiche Doppelbetten drin. Direkt daran grenzte der Klassenraum, in gleicher Bauweise. Die anderen Schlafsäle sahen allerdings besser aus, sie befanden sich in dem Gebäude, in dem auch das Büro ist. Anne erzählte mir später, dass sie bald einen Bürocontainer bekommen werden und dann den Schlafsaal draußen ebenfalls ins Haus umziehen und der Platz dort dann als 2. Klassenraum genutzt werden sollte. Vorher würden aber noch die Scheiben eingesetzt werden. 

Insgesamt sind zwischen 45 und 50 Kindern mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung in dem Heim untergebracht, wobei ich die Kinder mit nur körperlicher Behinderung meistens nicht gesehen habe, da diese den Tag über in der normalen Schule waren. Diejenigen, die auch in der Einrichtung zur Schule gingen, waren in 2 Klassen aufgeteilt, die kleineren und die etwas älteren. Beide Lehrerinnen unterrichteten in dem oben beschriebenen Raum, es wurde dort auch gegessen. Eine längere Pause fand im Hof statt. Dann gab es noch die "Perlen-Arbeiten"-Klasse, 3 Mal die Woche kam eine Lehrerin speziell dafür. Die Arbeit mit den Perlen, aus denen Schmuck und ähnliches hergestellt wurde, hatte zum einen therapeutische Zwecke. Sowohl die Feinmotorik als auch die Konzentration wurden dabei geübt und ich war beeindruckt, wie ruhig es während diesen Klassen, die im Hof stattfanden, zuging. Im regulären Klassenraum herrschte nämlich immer ein unglaublicher Lärmpegel, den die beiden Lehrerinnen zur schwerlich in den Griff bekamen. Zum anderen besserten die Schüler mit den Perlen aber auch ganz praktisch das sehr geringe Budget der Einrichtung auf, da die beiden höheren Kurse so gut arbeiten konnten, dass ihre Ergebnisse an Besucher verkauft wurden. In diesen Klasse habe ich regelmäßig mitgearbeitet.

Schließlich gab es noch das "Hospital" ca. 100 m neben dem Heim. Dort fanden Therapieeinheiten für die Kinder statt, die Therapeutin Rachel hatte in der Regel so ca. 5 - 6 Kinder an einem Vormittag und arbeitet überwiegend physiotherapeutisch mit ihnen, aber auch Logopädisch wurde gearbeitet. Auch dort habe ich mitarbeiten können. Neben dem Therapieraum ist dort auch ein Arzt, der sich vorrangig um die Kinder kümmert, aber auch die Bewohner der Umgebung versorgt.

Viele der Kinder waren Autisten und sprachen nicht. Von denen, die Sprachen, verstand auch kaum eines Englisch. Viele Worte waren aber auch nicht unbedingt notwendig, wenn ich mit ihnen arbeitete. Neben meinen schon beschriebenen Arbeiten half ich auch oft die Kinder zu füttern, spielte in der Pause mit ihnen und half ansonsten Abigail im Büro.

Die Arbeit an sich war schön, die hygienischen Bindungen vor Ort jedoch eine Katastrophe. Kein fließendes Wasser und überall Staub und Sand. Anstelle von Waschlappen oder Lätzchen wurden einfach alte Kleidungsstücke verwendet. Dazu kam auch, dass ich oft nicht verstand, was gerade passierte, weil sich die Kenianer untereinander bevorzugt in Swahili unterhielten. Das alles führte dazu, dass ich, nachdem ich sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Woche jeweils einen Tag krank bei Magret im Bett verbrachte, an meinem zweiten Krankheitstag entschied, meinen Aufenthalt nach nur 2 Wochen zu beenden. Ich hatte mir mit dieser Entscheidung nicht leicht getan, aber ich konnte den Gedanken, noch eine weitere Woche unter diesen Bedingungen zu arbeiten, einfach nicht ertragen.

Ich habe keine Ahnung, ob ich vor 10 oder vor 5 Jahren besser oder noch schlechter mit der Situation klar gekommen wäre. Aber ich hatte hier zum ersten Mal seit Jahrzehnten Heimweh, obwohl ich oft, auch alleine, verreise. Für mich ist nach dieser Erfahrung klar, dass ich außerhalb Europas nicht mehr alleine verreisen möchte.

Dennoch war es eine gute Entscheidung für mich, mir diesen Wunsch endlich zu erfüllen, und ich  denke darüber nach, die Einrichtung mit Begleitung vielleicht doch noch einmal zu besuchen.


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