Freiwilligenarbeit in Ghana - Erfahrungsbericht

Ghanaischen Alltag erleben

(von Jessica, 03.07.2018)

Ein kleines Dorf in der Eastern Region in Ghana. Weniger als 1000 Einwohner. Nur eine Straße. Hitze. Menschen, die vor ihren Häusern sitzen. Kleine Kinder, die nach einem rufen, wenn man vorbeiläuft. Ziegen und Hühner, die den Weg kreuzen. Kein fließend Wasser. Einfache Lebensbedingungen. Ein wenig versteckt hinter einigen Häusern und einer Baumreihe: Kinderlachen, winkende Menschen, die auf einen zukommen, wenn man zurückkommt, wieder einmal ein paar Ziegen und Schafe, eine große Wiese und zwei Gebäude. Eine Schule und ein Kinderheim. Das war mein Zuhause für drei Monate.

Einmal den Luxus der westlichen Zivilisation und des Stadtlebens hinter sich lassen und zeitweise Teil einer komplett anderen Lebensweise sein, inklusive der Kultur. Einmal die Herausforderungen erleben, denen Menschen im ländlichen Ghana jeden Tag begegnen, ebenso wie die das beeindruckende Mit- und Füreinander: Teilen, obwohl man selbst wenig hat.

Aber was macht man als Freiwillige/r nun eigentlich in diesem Projekt? Die Möglichkeiten sind zahlreich. Der Raum, in dem ich gelebt habe, war Teil des Kinderheims, sodass ich unwiderruflich viel Zeit mit den Kindern verbracht habe. Das schließt Dinge wie Hausaufgabenhilfe oder Lesetraining mit ein, ebenso wie das Schenken von Aufmerksamkeit und einfach da zu sein, wenn man gebraucht wird. Gebraucht werden kann man manchmal auch in der Küche, beim Wasser holen oder in der kleinen Fabrik, die zum Waisenhaus gehört (ebenso übrigens wie landwirtschaftlich genutzte Flächen). Darüber hinaus habe ich in der Schule gearbeitet, die Lehrer in ihrem Unterricht unterstützt und, falls notwendig, selbst übernommen.

Erwähnenswert ist, dass ich immer die Wahl hatte, in welchen Bereichen ich arbeiten wollte – ich wurde also nie zu etwas gezwungen, das nicht meinem Willen oder meinen Fähigkeiten entsprach. Dauerhaft war zudem die Möglichkeit zur Rück- und Absprache gegeben. Ich habe mich in den drei Monaten sehr willkommen und sicher gefühlt. Alle haben sich Mühe gegeben, meinen Aufenthalt angenehm zu gestalten und waren bei anfallenden Fragen für mich da. Das schließt die Kinder, die Lehrer und die im und für das Kinderheim arbeitenden Menschen mit ein.

Die Sprache kann zum Teil zu einem kleinen Hindernis werden, da die lokale Sprache des Twi verbreiteter ist als die Amtssprache Englisch. Natürlich ist man in einem kleinen Dorf abgeschiedener und isolierter als es in der Stadt der Fall ist. Es ist eben z.B. nur schwer möglich, „mal eben“ nachmittags etwas zu unternehmen. Möglichkeiten zum Reisen und Entdecken des Landes sind jedoch trotzdem gegeben. Es war nie ein Problem, die Wochenenden zum Reisen zu nutzen.

In Ghana gibt es öffentliche Busse, die sogenannten Trotros, die überall im Land (auch in Nsutam) zu finden sind und einen einfach und günstig von A nach B bringen. So ist Accra je nach Verkehrslage (bloß nicht in die freitägliche Rush-Hour geraten) nur zwei bis drei Stunden entfernt, die wunderschöne ehemalige Hauptstadt Ghanas, Cape Coast, ist ebenfalls erreichbar, genau wie verschiedene Nationalparks in der Region und im ganzen Land.

Mit den Menschen in Ghana zusammenzuleben, die Erfahrungen des alltäglichen Lebens mit ihnen zu teilen ist ein einzigartiges Erlebnis, das ich definitiv nicht missen möchte. Man lernt, Dinge mit anderen Augen zu sehen und neue Erfahrungen zu machen, die definitiv anders sein werden als erwartet. Ich kann jedem nur empfehlen, diese Erfahrungen zu machen. Lebe ohne den täglichen Luxus des Westens. Sprich mit Menschen, die in einer anderen Gesellschaft und Kultur groß geworden sind und lerne sie wirklich kennen. Unterstütze und helfe. Gestalte unvergessliche Momente für die Kinder im Waisenhaus. Lerne über das Leben unter anderen Bedingungen. Probiere traditionelles afrikanisches Essen. Und vieles mehr. Mich wird dieses Land mit seinen Menschen, die zum Teil zu engen Freunden geworden sind, nicht mehr loslassen.

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