Freiwilligenarbeit in Thailand - Erfahrungsbericht

Freiwilligendienst an einer Schule

(von Jasmin, 01.09.2017)

Schon als ich aus dem Zug gestiegen bin, wurde ich unglaublich herzlich von meiner Kontaktperson hier vor Ort und meiner künftigen Zimmergenossin empfangen. Sie zeigten mir die Schule, stellten mich der Schulleitung vor und brachten mir bei, wie ich einen Motorroller bediene. Nachdem ich mir von der Schule einen Einblick gemacht hatte, ging es weiter zu meiner Unterkunft. Die Freiwilligen hier teilen sich meistens zu zweit ein Zimmer, welches jeweils an ein eigenes Badezimmer anschließt. Da ich keinen Jetlag hatte, konnte ich direkt am nächsten Tag in die Schule und meine erste Unterrichtsstunde in einer Kindergartenklasse beginnen. 

Jeder Freiwillige bekommt eine Gruppe von ca. fünf Kindern zugewiesen und hat etwa sieben Minuten Zeit ihnen ein bestimmtes Thema, wie z.B. Tiere oder Zahlen auf Englisch oder Chinesisch näher zu bringen. Nach den sieben Minuten wird die Gruppe gewechselt. Durch die spielerische Methode und die kurzen Zeitintervalle lernen die Kinder zwischen 3 und 6 Jahren bereits unglaublich viel in nur einer Stunde. Und dabei haben sie auch noch sehr viel Spaß.

Zwischendurch werden kleine Tests mit ihnen durchgeführt, sodass gesehen werden kann, ob beispielsweise das Thema „Zahlen“ beendet werden kann oder ob bestimmte Kinder noch einmal separat in dem Thema unterrichtet werden müssen. Obwohl man den Raum als Lehrer betritt, verlässt man ihn als „lehrreicher Freund“, sodass man sich teilweise vor Umarmungen und Highfives der Kinder manchmal fast nicht retten kann.

Natürlich gibt es auch Klassen, die schwieriger sind, aber ich durch den Lernplan, den man einen Tag vorher bekommt, kann man sich neue Lehrmethoden ausdenken oder raussuchen und ausprobieren. Auch die älteren Schüler heißen einen sofort willkommen und auch wenn sie sich darüber bewusst sind, dass die Freiwilligen als Lehrer da sind, kann man auch hier mal eine Umarmung, einen Scherz wie „Teacher, you are 90 years old?“ (wenn man gerade einen Fokus auf die Unterscheidung zwischen NineTEEN und NineTY gelegt hat) oder sogar ein Küsschen abstauben.

In den letzten Wochen ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass man jede Situation wenden kann, wenn man richtig damit umgeht. So kann es kommen, dass aus der frechsten Schülerin, die Unterrichtsmaterial klaut und es nicht wiederhergibt, eine kleine Schmusekatze wird und die andere dazu auffordert leise zu sein und zuzuhören. 

Obwohl ich generell jemand bin, der sich überall wohl fühlt, kann ich sagen, dass Uttaradit innerhalb von ein paar Wochen zu einem Zuhause geworden ist. Ich habe sehr lange gebraucht, um einen Freiwilligendienst zu finden, der für mich auch bezüglich länger andauernden Folgen sinnvoll erscheint. Viele Projekte bekämpfen nur die Symptome, jedoch nicht die Ursachen für die Probleme. Ich habe viele Gespräche mit Lehrern, meinem Ansprechpartner aber auch der Schulleitung geführt und bin stolz Teil der Schule zu sein, da ich denke, dass sie nicht nur die Schüler weiterbringt und ihnen etwas für das Leben lehrt, sondern auch die Eltern durch Veranstaltungen einbezogen werden und Teil der Schulgemeinschaft werden.

Durch die vielen Freiwilligen aus den unterschiedlichen Ländern, wie z.B. China, Japan, Holland und Spanien lernen nicht nur die Kinder, sondern auch ich selbst viel über Kulturen und es besteht die Möglichkeit ein paar basics in unterschiedlichen Sprachen lernen. Außerdem lerne ich viel über meine eigene Persönlichkeit. Ich hätte gedacht, dass man sich stark verändert, wenn man unter neuen Menschen ist. Doch ich habe das Gegenteil erfahren: In Deutschland bin ich schon immer die „Mama“ in meinem Freundeskreis gewesen. Ich dachte, das hängt damit zusammen, dass ich die Älteste bin und die Kombination mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein spricht förmlich Bände, doch auch hier wurde ich zur Mama der Gruppe gekürt – obwohl ich die Jüngste bin. Natürlich verändert man sich schon.

Obwohl ich eine weit ärmere Region erwartet habe und mich die „Normalität“ der Stadt doch sehr verwundert hat, lerne ich den Luxus in Deutschland doch zu schätzen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Staubsauger vermissen werde, doch wenn man nur einen, mehr schlecht als rechten Besen zur Verfügung hat, kommt einem dieser wie die beste Erfindung der Welt vor. 

Ich kann nur sagen, dass ich glücklich bin hier zu sein und weiß, dass es etwas bringt. Die Einheimischen hier haben mit Ausnahme von uns Freiwilligen nie Kontakt zu Ausländern, sodass sie kaum Englisch sprechen können, doch ich kann mit Stolz sagen, dass unsere Schüler auf dem besten Weg dahin sind, sich nicht nur in Englisch sondern auch in Chinesisch ausdrücken zu können.

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