Freiwilligenarbeit in Kamerun - Erfahrungsbericht

Kinderbetreuung in Kamerun

(von Monique, 03.06.2015)

Meinen Freiwilligendienst verbrachte ich sechs Monate lang in einem Waisenhaus in Kamerun. Das Heim befand sich im Nordwesten des Landes in einem kleinen Dorf etwa zwanzig Kilometer von der Hauptstadt der Region Bamenda. Etwas außerhalb des Dorfes Mbengwi wohnte ich mit meiner Projektpartnerin und dem Heimleiter im Gasthaus, die mit unter 20 weiteren Kinder selbst hatten gegenüber ihr eigenes Haus.

Meine Aufgabe war die Betreuung und Fürsorge der Kinder. Was ich genau machen musste, war mir selbst überlassen, aber es stellte sich schnell heraus wo Hilfe gebraucht wurde. Die Kleinsten des Heimes brauchten mich natürlich am Meisten. Es wurde schnell zu meiner Hauptaufgabe die Kleidung der Jüngsten zu waschen und natürlich auch die Kinder selbst sauber zu halten.

Welche Berge an dreckiger Wäsche zusammenkommen, wenn sich bis zu 5 Kleinkinder täglich mehrfach einpinkeln und einscheißen, kann man sich kaum vorstellen. Außerdem ist es gar nicht so leicht die Kleidung auch wirklich sauber zu bekommen, wenn man nur einen kalten Eimer Wasser und Kernseife zur Verfügung hat. Da die größeren Kinder bis Nachmittags in der Schule waren, hatte ich also viel Zeit mich mit den Kindern zu beschäftigen, auf Erkundungstouren zu gehen und mir auch einfach mal Zeit für mich zu nehmen.

Zeit war ebenfalls ein Großer Teil meiner Erfahrung. Davon hatte ich nämlich unendlich viel. Ausflüge waren nicht unbedingt an der Tagesordnung, Internet gab es nicht und wenn die Elektrizität mal wieder ausfiel, konnte ich mit dem Ipod auch nicht mehr viel anfangen. So verbrachte ich also meine Zeit zum Großteil im Heim, las viele gute und vielleicht genauso viele schlechte Bücher und hatte ganz klar auch oft einfach Langeweile. Dabei wurde mir wirklich bewusst, welche Unterhaltungsmöglichkeiten ich Zuhause habe. Wie habe ich es überhaupt geschafft jemals Langeweile zu haben, bei all den Möglichkeiten die man in Deutschland als 18 jähriges Mädchen hat.

Wenn man ein halbes Jahr mit Kindern zusammenlebt, die ihr Leben eigentlich komplett alleine meistern müssen, stumpft man schnell ab. Es wird schnell normal, dass auch der sechsjährige seine Kleidung selber waschen muss , dass die jeweilige Kochgruppe ganz allein für das Essen zuständig ist, dass es die Aufgabe der Kinder ist, Literweise Wasser vom Fluss zu holen und auch dass die Kinder ihre kleinen, total heruntergekommenen Zimmer, sowie alles rund ums Haus irgendwie sauber und ordentlich halten müssen. Natürlich denkt man da als Europäer direkt daran, den Kindern viel abzunehmen, damit sie sich ganz auf die Schule konzentrieren können. Gedanken wie eine Waschmaschine liegen nahe, wenn ich an die Wäscheberge der Kinder denke. Nachdem ich solange Zeit dort verbracht habe, wäre meiner Meinung nach eine Waschmaschine die größte Fehlinvestition überhaupt. Es ist nicht möglich den Kindern auf Ewig einen Platz im Heim zu sichern, sobald sie Alt genug sind, müssen sie sich ihr eigenes Leben aufbauen. Daher sollte das Waisenhaus auch eine Vorbereitung auf das Leben danach sein und eine Waschmaschine zum Beispiel besitzt in Kamerun niemand.

Vielleicht habe und konnte ich den Kindern während meines Aufenthalts die Aufgaben, sei es Farming nach der Schule oder das tägliche Wasser schleppen, nicht abnehmen. Doch trotzdem konnte ich und meine Projektpartnerin ihnen etwas anderes geben: Aufmerksamkeit und Fürsorge! Davon war während meines ganzen Aufenthalts, von anderer Seite nichts zu spüren. Kein Erwachsener, der sich am Abend noch einmal zu den Kindern gesellt, niemand der sich ihre Geschichten aus der Schule anhört. Ich glaube genau dies war, neben der Versorgung der Kleinkinder, meine wichtigste Aufgabe in Kamerun und genau das hat meinen Abschied letztendlich so schwierig gemacht: Die Kinder in dem Bewusstsein zurückzulassen, dass jetzt niemand mehr dort ist der ihnen mehr gibt als eine warme Mahlzeit.

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