Freiwilligenarbeit auf den Malediven - Erfahrungsbericht

Was mich beim Freiwilligendienst auf den Malediven erwartete

(von Nina, 26.09.2016)

Nach langen Vorbereitungen und stetigem Kontakt mit meiner maledivischen Partnerorganisation, ging es für mich am 1. September endlich in Richtung Malediven. Mosquitonetz und deutschen Tee im Gepäck, ging meine Reise über Dubai nach Male, wo ich zum ersten Mal einen Eindruck von den Maledivern bekam. Was mich kulturell genau erwarten würde, war ich mir nicht ganz sicher, daher hatte ich zuerst Schwierigkeiten, mein Verhalten einzuschätzen. Ist es okay, mit dem Taxifahrer eine Unterhaltung anzufangen? Sollte man Fremden auf der Strasse in die Augen gucken?

Nachdem ich allerdings im Hotel ankam, wo ich eine Nacht verbrachte, waren jegliche Unsicherheiten beseitigt. Die Gastfreundschaft der meisten Einheimischen ist einfach wunderbar. Skeptische Blicke gab es zwar am Anfang viele, die aber im Laufe meines Aufenthaltes durch ein freundliches Lächeln ersetzt wurden. Trotzdem muss man sagen, dass es ein muslimisches Land ist, und der Lebensstil entsprechend angepasst werden muss. Als Frau sollte generell zurückhaltender agiert werden, als man in Europa gewohnt ist. Außerdem müssen Schultern und Knie bedeckt werden, was gerade beim baden ungewohnt ist. Meine Partnerorganisation hat mir diesbezüglich sehr geholfen, da klar gesagt wurde, was zu tun und zu lassen ist, um einen möglichst guten Kontakt zu der maledivischen Community aufzubauen. Nachdem ich die Grundlagen der Kultur verstanden hatte, und ich auch durch Beobachtung viel dazu lernte, fiel es mir deutlich leichter, mich anzupassen und ich fing an, die Kultur zu lieben. 

Auch die Landessprache, Divehi wurde mir näher gebracht. Ich verstand mit der Zeit einzelne Fragmente der Gespräche, und konnte mich im Cafe mit einzelnen Worten verständigen. Das Eis brach und ich baute eine wirklich gute Beziehung zu einzelnen Maledivern auf. 

An meinem ersten Abend in Male servierte man mir meine erste maledivische Mahlzeit, woraufhin ich mich gleich in die maledivische Küche verliebte. Es wird sehr viel Fisch und Ei gegessen, sowie Nudeln, Reis und Brot. Frisches Obst und Gemüse ist nur gering verfügbar, was aber auch an der Saisonabhängigkeit liegen kann. Ich muss sagen, dass die Vielfalt an gesunden Lebensmitteln eines der wenigen Dinge ist, was mir aus Deutschland fehlt. Dank der exzellenten Curries und Kothuroshi, einem Gericht mit gebratenen Weizenfladen, komme ich für drei Monate aber absolut damit klar :-) 

Meine Einsatzinsel, Hoadhedhoo, befindet sich im Süden der Malediven, und ist eine von ca 8 bewohnten Inseln des Gaaf Dhaal Atolls. Es gibt keine mehrstöckigen Häuser, nur simple Hütten, 5 kleine Shops, in denen man die Basics an Drogerieartikeln und Süssigkeiten kaufen kann, und zwei Cafes. Zur Fortbewegung dienen drei Autos, die man aber nur alle Tage mal sieht. Auf der 1km langen Insel geht sonst jeder zu Fuss, oder rast mit seinem Motor bike durch die Gegend. 

Meine Aufgabe hier sollte es dort sein, an einer Preschool die Lehrer zu unterstützen. Der Beginn des Programms verzögerte sich bis zur dritten Woche meiner Anwesenheit, was aber hier ganz normal ist. Zum Lebensstil der Malediver komme ich später nochmal. 

Für die Kinder im Alter von 4-6 stellte unser Unterricht eine Art Freizeitaktivität da, weswegen der einstündige Unterricht auch nur alle zwei Tage stattfand. Meine Aufgabe wird es in Zukunft auch sein, täglich eine Sportgruppe für Frauen zu veranstalten, worauf ich schon sehr gespannt bin! 

Nichts desto trotz besteht der grösste Teil meines Tages aus Freizeit, und obwohl das bei den meisten Maledivern der Fall ist, war das für mich gewöhnungsbedürftig. Mein Tagesablauf sieht bisher so aus: Nach spätem Aufstehen, einem Frühstück und einem Gang in den Shop, erledige ich Dinge, die halt so anfallen - Wäsche, putzen, lesson plans verschriftlichen... Ab und zu gehe ich auch zum Strand und geniesse das wunderbare Meer. Dann ist es schon wieder Lunchtime und nachmittags kommt noch die Preschool dazu. Am späten Abend finden gelegentliche Meetings statt, in denen Pläne gemacht und Organisatorisches besprochen wird. Die Malediver, und so auch ich, verbringen viel Zeit damit, zusammen zu sitzen um zu quatschen, Kaffee zu trinken und den Tag vergehen zu lassen. Diese Tagesstruktur ist wohl der grösste Unterschied zu meinem Leben in Deutschland, und ich muss sagen, dass mir der deutsche Alltag in der Hinsicht deutlich lieber ist. 

Die Entspanntheit und die Lebenslust der Malediver begeisterte mich von Anfang an. Hier wird nichts ausser der Religion wirklich ernst genommen, alle sind sehr gelassen. Die Menschlichkeit, und Freundlichkeit, die ich hier von Kindern und Erwachsenen erfahre, habe ich so noch nie erlebt. Die Kleinen schenken mir Bonbons, malen Bilder und schenken mir die schönsten Kinderlächeln. Teilen wird hier gross geschrieben, was auch daran liegt, dass die Inselbewohner eine grosse Familie darstellen. Jeder kennt jeden und ist dank riesiger Familien auch verwandt mit der halben Insel.. 

Zusammenfassend kann ich nach kanpp einem Monat sagen, dass mich diese andere Kultur mit all ihren Merkmalen und Grundlagen total fasziniert, und ich wunderbare zwischenmenschliche Erfahrungen mache, sowie einen komplett anderen Lebensstil kennen lerne. In der nächsten Zeit hoffe ich, durch meinen Sportkurs noch engeren Kontakt zu den maledivischen Frauen aufbauen zu können. 

"We travel because we need to, because distance and difference are the secret tonic to creativity. When we get home, home is still the same, but something in our mind has changed, and that changes everything." 

In diesem Sinne: Nutzt die Chance und macht internationale, großartigen Erfahrungen!

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