Freiwilligenarbeit in Nepal - Erfahrungsbericht

Mein Einsatz im Kinderheim in Nepal

(von Julia, 05.01.2017)

4 Monate in Kathmandu, in einem Kinderheim arbeiten, so lautete mein Wunsch für das Ende von 2016 und den Beginn 2017. So ging es Mitte November also in die nepalesische Hauptstadt mit einem kleinen Zwischenstopp in Abu Dhabi. Fast 2 Monate sind jetzt um, eine ereignisreiche Zeit. In dem Kinderheim befinden sich insgesamt 17 Kinder, drei davon haben das 10te Lebensjahr noch nicht erreicht, die anderen 14 deutlich darüber. Auch wenn ich anfangs ein wenig enttäuscht war, da ich mir den Umgang mit Jüngeren vorgestellt hatte, bin ich inzwischen glücklich hier.

 Die Kinder hier sind alle recht selbstständig und so fällt in meinen Aufgabenbereich tatsächlich nur das Bringen und Abholen der drei Kleinen zur und von der Schule und am Nachmittag das Hausaufgaben machen und das Beschäftigen mit selbst ausgedachten Spielen. Eine Umgewöhnung war die Tatsache, dass die Kinder hier auch Sonntags zur Schule gehen und Somit Samstags der einzige Tag ist, an dem tatsächlich alle mal zuhause sind. 

In der Zeit, in der die Kinder in der Schule sind, haben wir nichts zutun und so kann unsere Freizeit wild gestaltet werden. Ein Frühstück in dem Sinne gab es nicht, gegen 7:15 werden wir mit einem Klopfen geweckt, eins der Kinder ruft zum Tee. Und das war auch das gesamte Frühstück - Tee mit Keksen. Definitiv eine Umstellung. Manchmal gab es auch Donut-artiges Gebäck. Um 9 mussten die drei kleinen Kinder zur Schule gebracht werden, ein Weg von nur wenigen Minuten, doch die drei Jüngeren haben nur Schabernack im Kopf und so kann sich der Weg durch die Gassen durchaus einmal ziehen. Um halb 11 gibt es dann bereits Mittag - Reis mit einem (zumeist) scharfen Curry und einer Linsensuppe, genannt Dahl. Und schon war man sich selbst überlassen. Das Kinderheim liegt in Dhapasi, einem Viertel nördlich von Kathmandu. Wir sind zwei deutsche Volunteers hier und spätestens um 1 getrieben vom Hunger. Mit einem 15 minütigen Fußmarsch ist Dhapasi schnell verlassen und der angrenzende Distrikt Basundhara betreten, in dem es mehrere kleine Restaurants, ganz im Nepali-Style gibt. Bei Lust auf Europäisch wird auch gerne mal der anstrengende Weg zum großen Supermarkt angetreten, wo ein Italiener seinen Platz hat. 

Um 15:30 Uhr kam dann unser nächster Einsatz - das Abholen der Kinder von der Schule. Auch hier musste man durchaus mit Schabernack der drei Kleinen rechnen, doch es ist auch erfrischend zu sehen, wie viel Energie und Lebensfreude sie verbreiten. Zusammen wird dann beim Umziehen und anschließend bei den Hausaufgaben geholfen. Auch die älteren Kinder sind nun wieder von der Schule zurück und wenn sie auch selten Hilfe bei den Hausaufgaben brauchen, so suchen sie öfter mal das Gespräch. Um 18:30 wird gebetet. Die Kinder werden im christlichen Glauben erzogen und so wird zweimal am Tag (Früh am Morgen und Abends) gebetet. Es ist kein Muss teilzunehmen, jedoch immer wieder schön mit anzusehen. 

In der Zeit hier hat man durchaus auch einmal die Zeit, das Kinderheim zu verlassen und im Land herum zu reisen. Ob es eine Woche Pokhara oder 4 Tage Chitwan sein sollten, der Leiter des Heimes ermutigt und organisiert entsprechend. Auch spontane Ausflüge wie Sightseeing, nach Thamel oder Trekkingtouren sind überhaupt kein Problem. Solche kleinen Events verschönen den sonst recht eintönigen Tagesablauf, der sich vor allem am Vormittag sehr zieht. Das Zeitgefühl geht schnell verloren. 

Besonders interessant und der große Vorteil an einem Volunteeringprojekt ist der Aspekt der Kultur in Nepal. In den ersten Tagen war es unangenehm für mich, als blonde, blasse Europäerin angestarrt zu werden, egal wohin ich ging. Nur die Kinder hier im Heim waren an Europäer bereits gewöhnt. Auf der Straße an Läden wird man ständig gefragt, was man denn in Nepal tut und alle nicken weise, wenn man Volunteering zurückgibt. Der Umgang mit den Kindern hier im Heim ist zu gleich rauer und auch liebevoller als in Deutschland. Um zurechtgewiesen zu werden bedienen sich die Nepalis durchaus mal einer Ohrfeige oder einem kleinen Schlag, was mich in den ersten Tagen doch entsetzt hatte. Auf der anderen Seite spielen sie mit den Jüngeren, nehmen das Baby hoch und wollen es nicht mehr hergeben. Vor allem die Jungs sind in diesem Punkt auffällig. Und schnell sollte man sich an den „Nepali Style“ gewöhnen, wie die Kinder gerne selber sagen. Kleine Marotten oder einfach nur Angewohnheiten aller Nepalis, die nicht unbedingt erklärbar sind, werden einfach unter „Nepali Style“ abgelegt. Dazu gehört auch, dass der bestellte Taxifahrer eine halbe Stunde zu spät kommt und diese zwei Worte als Begründung aufführt oder die Läden in Thamel Cannabisräucherstäbchen führen. Irgendwann nimmt man es hin. 

Ich freue mich auf jeden Fall auf die verbleibenden zwei Monate, auf die kleinen Abenteuer die mir hier noch bevorstehen am gefühlten, lebendigen Ende der Welt. Namaste.

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